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Ein Gastbeitrag von Guido Veik
Text, Fotos und Modell:
Guido Veik
Eduard 1:48
Mein Modell einer Fokker A.III 03.42 K. und K. Luftfahrttruppen 1915/16
wurde aus dem 2008er Eduard Kit Nr. 8156 erstellt.
Vor kurzem wurde dieser vom Hersteller erneut aufgelegt. Der über-
sichtliche Bausatz ist mit zum Teil farbigen Ätzteilen und einer kleinen
Maskierhilfe ausgestattet. Die Bauteile sind sauber abgespritzt und
liegen in 3 beigefarbenen Spritzgussrahmen inkl. einem Klarsichtteil bei.
Mit der Bauanleitung geht Eduard sehr genau auf die Unterschiede der
E.II und E.III ein.
Ich habe hier zum zweiten Mal ein 48er Modell parallel zum 32er gebaut. Das von Wingnut Wings in der Markierung von Kurt von Crailsheim E.II 69/15 erstellte
Modell ist hinsichtlich der Information und Historie das Non plus Ultra im WW I Modellbau dieses Typs. Somit habe ich die "kleine" Fokker so gut es geht mit
den üblichen Verfeinerungen aus Kupferdraht, Messingröhrchen, Evergreen-Profilen und Anglerschnur nachgebessert.
Beginnend mit dem Cockpit wurden alle Steuerseile aus silberfarbenen Kupferdraht und die Verspannung der Rumpfseiten aus Anglerschnur der Stärke 0,08
mm mit selbstgefertigten Spleißen aus 0.1 mm Kupferdraht erstellt. Dabei habe ich den Kupferdraht 7 mal um einen 0.2 mm Stahldorn gewickelt und danach
abgenommen. Wie beim Original wird der Spanndraht durch eine Öse geführt und umgelenkt wieder mit dem selbigen verspleißt. Diese Spleiß habe ich mit
einer (einer kleinen Feder nicht unähnlichen) Kupferrolle dargestellt. Das Spannschloss wird mit einem kleinem Messingröhrchen der Außenstärke von 0.3 mm
und einer Innenstärke von 0,1 mm dargestellt. Weitere Verfeinerungen wie die Benzinpumpe aus Messingrohr, der Steuerknüppel aus Kupferdraht und der Sitz
aus Plastiksheet wurden angefertigt. Wie eingangs erwähnt, habe ich mich hier an die hervorragenden Details der "großen" Fokker gehalten.
Das Fahrwerk und die Aufnahme des Schleifsporns entstanden in Eigenbau aus Messingrohr, Kupferdraht und Plastikprofilen. Nach der Verklebung der beiden
Rumpfhälften geht es auch schon ans Lackieren. Hier habe ich mich an die Farbangaben der Bauanleitung gehalten. Die üblichen Bemalungstechniken inkl.
Alterung kamen hier zum Einsatz. Teilweise wurden Abziehbilder selbst am PC erstellt oder nach Schablone aufgespritzt. Nur die Decals für den Propeller
stammen aus einem Satz von LF-Decal.
Den Motor habe ich nicht mit den Ätzteilen aus dem Baukasten detailliert, sondern pro Zylinder neun eigens angefertigte Teile angebracht. Damit fingen dann
auch schon die Probleme an. Durch den dargestellten Ventiltrieb der Auslassventile nahm der Motor leicht im Durchmesser zu. Dies habe ich leider erst bei dem
Versuch die Motorabdeckung zu montieren festgestellt. Aus diesem Grund liegt die Cowling nun demontiert dem Modell bei. Glücklicherweise habe ich ein
Vorbildfoto gefunden, welches die Szene genau so zeigt.
Nach dem Zusammenbau aller Teile (ohne Motor und Propeller) kommt
nun meiner Meinung nach die Königsdisziplin im WW I
Flugzeugmodellbau. Das Schreckgespenst der Verspannung. Hierzu gehe
ich wie folgt vor:
Eindecker werden immer zuerst oben verspannt. Auf eine strenge
Verspannung ist zu achten, damit später nicht die Flügel hängen.
Anschließend das Fahrwerk , danach die Unterseite und alles von innen
nach außen.
An beiden Enden eines Spannseils bohre ich ein Loch mit 0,3mm
Durchmesser ca. 1-1.5 mm tief. In das eine Ende klebe ich zuvor
angefertigte Kupferösen (Drahtstärke 0,15 mm, Loch der Öse 0,22 mm)
und in das andere Ende ein Spannschloss.
Meine Spannschlösser stelle ich in der Regel selbst her. Hier habe ich
aber auf die guten, aus Sintermaterial bestehenden Spannschlösser von
GasPatch Models zurückgegriffen. Einzig ihre Verarbeitung ist etwas
schwierig, da sie beim Versuch sie zurechtzubiegen, schnell abbrechen.
Außerdem sind sie auch etwas zu lang. Meine selbst hergestellten
bestehen aus einem 0,4mm Messingrohr mit einem Innendurchmesser
von 0,22mm. Mit einer einfachen Schneidehilfe trenne ich Sie alle gleich
lang ab. An beiden Enden klebe ich die gleichen Kupferösen wie oben
beschrieben ein. Identische Spannschlösser sind so mit ein wenig Übung
schnell erstellt.
Durch eine Messinghülse von etwas mehr als doppelter
Angelschnurrstärke (im 48er Maßstab 0,22mm innen/ 0,4mm
außen) führe ich eine Angelschnur der Stärke 0,08 mm und
schiebe Sie durch die Kupferöse an einem Ende. Wieder
zurück durch die Messinghülse habe ich eine Schlaufe, die an
einen Galgen erinnert. Schiebt man nun die Hülse in Richtung
Kupferöse, habe ich eine dem Original entsprechende
Verspannung. Mit hochflüssigem Cyanoacrylatkleber (der
Kapillarwirkung wegen) verklebe ich die Anglerschnur in der
Hülse. Am anderen Ende wiederholt sich das Prozedere ohne
aber die Angelschnurr in der Hülse festzukleben. Man sollte
darauf achten, dass die durch die Hülse zurückgeführte
Anglerschnur lang genug ist, da man sonst bei einem
unbeabsichtigten Hängenbleiben schnell wieder alles
auseinander zieht.
Sind alle "Spanndrähte" angesetzt, werden sie nacheinander von innen nach außen festgezogen. Stimmt die Ausrichtung der Flügel noch, so können diese
nun festgeklebt werden. Ansonsten ist eine Ausrichten der Flügel durch unterschiedliche Spannkraft der Drähte noch möglich.
Wie am Original wird ein WW I Modell erst durch eine saubere Verspannung richtig stabil.
Farblich abgesetzt werden die Verspannungen mittels Microbrush, der je
nach Geschmack in eine abgetönte und verdünnte Silberfarbe eingetaucht
wird. Auf keinem Fall einen Pinsel verwenden, da nach Murphys Gesetz
garantiert einmal die Pinselharre von der Anglerschnurr abrutschen und Ihre
Farbe in fein säuberlichen Spritzern über das Modell verteilen. Eine
aufwendige Säuberung ist die Folge.
Nach dem Zusammenbau sollte ein weiteres Schmuckstück in der Vitrine
seinen Platz finden.
Happy Modelling Guido
P.S. Im Modellbau habe ich zwei Ansichten die immer wieder auf das Neue
bestätigt werden wenn ich die Werke anderer Modellbauer sehe.
"Geht nicht, gibt´s nicht"
"Es gibt keine Probleme, nur Lösungen"
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