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Fouga CM.170 R Magister
Wingman Models Superkit - Luftwaffe / Irish Air Corps
Double Pack 1/48
“Endlich” - so hörte man es von vielen Modellbauern - “der alte Heller Kit in 1/40 hat ausgedient”.
Die Freude war groß bei den Fans classischer (Luftwaffen-) Jets, als der chinesische Hersteller
Kinetic eine Fouga Magister aus vollkommen neuen Formen ankündigte. Was dann allerdings
geliefert wurde, war doch relativ weit entfernt vom erwarteten. Trotz der hohen Teilezahl für alle
möglichen Versionen, ist z.B. eine korrekte “Luftwaffen-Version” direkt aus der Schachtel nicht
möglich.
Hier kommt nun Wingman Models aus dem fränkischen Erlangen ins Spiel! Wieder einmal hat es
sich die junge Firma (ein Zusammenschluß des AirDoc-Verlags und IsraDecal Studios) zur
Aufgabe gemacht aus dem Kinetic Basisbausatz ein “rundum sorglos Paket” zu schnüren. Mit
reichlich und gut detaillierten Resiteilen sowie einem Decalbogen, der seinesgleichen sucht.
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Zum Original:
Die Fouga (Potez) CM.170 Magister ist ein zweistrahliges Schulflugzeug aus französischer Produktion. Nach der Fokker S.14 Machtrainer war die Fouga
Magister das weltweit zweite düsengetriebene Schulflugzeug (Strahltrainer). Ebenso war die Maschine als leichtes Aufklärungs- bzw. Kampfflugzeug einsetzbar.
Bereits ab 1949 wurde das Flugzeug aus dem Turbinenmotorsegler CM.8-R13 entwickelt. Dies mündete schließlich in die offizielle Vorstellung des Prototypen
am 23. Juli 1952. Diese Vorführung war so beeindruckend, dass die Armée de l'air zunächst eine kleine Serie von 10 Flugzeugen bestellte. Ein Folgeauftrag
über 90 (anderen Quellen sprechen von 95) Maschinen wurde dann 1954 erteilt. Bei der Magister handelt es sich um ein äußerst erfolgreiches, zweisitziges
Ganzmetallflugzeug mit einem 110-Grad-V-Leitwerk (Schmetterlingsleitwerk). Für die deutsche Luftwaffe fertigte die Sud Aviation ab 1955 einen Lizenzbau.
Doch bereits zu Beginn der 1960er Jahre wurde dieser Flugzeugtyp wieder ausgemustert, da die Bundesluftwaffe die Pilotenausbildung in die USA verlegte. Die
nun nicht mehr benötigten Maschinen wurden sowohl an NATO- Bündnispartner, sowie an die algerische Luftwaffe abgegeben. Zusätzlich wurden einige
Maschinen Ende der 1960er Jahre zum symbolischen Preis von 1 DM an Flugsportvereine verkauft. Dadurch gelangte auch eine kleine Anzahl an Maschinen in
den Dienst der israelischen Luftwaffe. Einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte die Magister durch ihren Einsatz bei der französischen Kunstflugstaffel “Patrouille
de France”, dort war dieses Flugzeug bei über 800 Flugvorführungen bis 1981 zur Einführung des Alpha Jet´s im Einsatz. Insgesamt wurden über 900 Magister
hergestellt, davon 576 in Frankreich. Die Magister war in 17 Staaten im Einsatz, darunter Frankreich, Belgien, Brasilien, Deutschland, Irland, Finnland, Israel,
Marokko, Österreich und Kamerun.
Ebenso wie Kinetic bietet auch Wingman Models einen “2-Kits-Pack” an. Im Klartext bedeutet das, in der Schachtel befindet sich ein upgrade-Bausatz mit allem
Zubehör und eine original Kinetic-Variante. Einen Blick in die Schachtel finden Sie hier...
Details zur Bauphase:
Wie gewohnt beginnt der Bau mit dem Cockpit. Als erstes galt es die Resinteile von den Angußblöcken zu trennen und zu säubern. Um keine bösen
Überaschungen zu erleben wasche ich Gießharzteile vor der Verwendung grundsätzlich in lauwarmen Spühlmittel-Wasser.
Unten: Die beiden großen Ätzteilplatinen gehören auch beim Kinetic-Original zum Lieferumfang. Bei der kleinen handelt es sich um ein Cockpit Upgrade.
Links: Für diese Arbeiten ist es sinnvoll
grobe- sowie Microsägen zu verwenden.
Rechts: Einige wenige Auswerfermarken
und nicht benötigte Angüsse gilt es zu
entfernen.
Das neu gestaltete Cockpit mit allen Teilen.
Die Cockpitwannen aus Resin und
das Bausatzteil.
Einbau der Ätzteile
Wem die beigelegte Cockpit-Rückwand aus transparentem Resin (blaues Bild)
zu milchig ist, der kann mit ein paar Handgriffen eines der Bausatzteile
modifizieren. Auch ich hatte zu Anfangs mit dem Gedanken gespielt, wie man
sieht. Meiner Meinung ist dies letztendlich gar nicht notwendig. Nach dem
Lackieren ist auch das transparente Resin akzeptabel.
Links: Bedingt durch das großzügig angebrachte und sehr gut wirkende
Gurtmaterial der Resinsitze finden diese nicht so recht Platz am angedachten
Platz. Durch etwas Abfeilen der Gurte, vor allem aber durch exaktes Anpassen
der Schläuche an die Sitze (rechten Konsole) passt alles wieder.
Probepassung der Komponenten (Luftwaffen-Version)
Ein zurecht gefeiltes Stück Resinabfall, ein Heißluftfön und und die Blister-
verpackung einer soeben bei Aldi gekauften LED-Lampe wurden heirfür
verwendet. Unten: Das Ergebnis.
Wie eingangs erwähnt, sollte der Bonus-Kit nicht einfach aus dem Kasten
gebaut werden. Da die Sitze in keinster weise dem Original entprechen, habe
ich die Sitzschalen ausgefräst und durch tiefgezogenes Material ersetz.
Links: Um Tiefenwirkung zu erziehlen
wurde das Cockpit mit hellem Grau
“trockengemalt”.
Rechts: Die beiden Cockpitsektionen
im Vergleich. Wingman´s Resin-
Variante mit den breiten Gurten. Das
Eigen-Upgrade mit blau lackierten
Ätzteilgurten aus der Restekiste.
Während bei deutschen Maschinen die Flaschen für den Sauerstoff blau
sind, findet man in irischen Cockpits weiße. Apropos Flaschen! Das einzige
Teil des Wingman-Upgrades welches ich für nicht so ideal halte ist eben
dieses. Die angegossenen Leitungen sind sehr schwer zu bemalen und
machen eher Frust statt Lust. Wie ich feststellen konnte sieht man zum
Schluß von der ganzen Arbeit nur noch wenig...
Ganz anders beim Eigenbau durch die geringere Tiefe.
Kommen wir nun zu den Problemzonen am Rumpf und an den Tragflächen. Wie man es von Kinetic inzwischen (leider) gewohnt ist gibt es Sinkstellen an immer
den gleichen Stellen. Hier kommt die Spachtelmasse mehrfach zum Einsatz. Zudem ist der Rumpf einerseits sehr exakt, was z.B. seitenübergreifende
Wartungsklappen und Gravuren betrifft, andererseits sind die Ecken alle samt rund und sollten aufgespachtelt werden. Auch bei den Klappen und Einsätzen des
Rumpfrückens ist etwas Mehrarbeit zu leisten. Diese sitzen zu tief im Rumpf. Aufdoppeln mit dünnem Plastik-Sheet schafft Abhilfe. Des weiteren sollte man sich
für ein realistischeres Gesamtbild mit dem Gedanken beschäftigen die Airscoops aufzubohren.
Hatten wir oben die Problemzonen, kommt jetzt DIE Problemzone! Die Flugzeugnase!
Augenscheinlich hatte die Gießform im Bereich der Waffenöffnungen einen Fremdkörper in der Form oder gar einen Riss. Ich weis nicht, ob das nur bei den mir
vorliegenden Spritzgußteilen so ist oder generell. Ich fand es sehr schwierig die Nase an dieser Stelle nach zu arbeiten. (Feine Gravuren, Klappe, feinste Nieten
etc.) Nun, da dem Bausatz bedingt durch den Doppelpack vier Nasen beiliegen (die habe ich auch gebraucht) sollte es für jeden möglich sein das zu
bereinigen. Der nächste Fauxpas lies nicht lang auf sich warten. Es stellte sich heraus , dass Der Rumpf und die Nase föllig verschiedene Formen haben. Das
Anzupassen war dagegen schon problematischer. Durch Entfernen und Abschleifen des Brandschotts um 3mm sowie einer starken Leimzwinge wurden die
Teile “angepasst”. Meine Empfehlung wäre hier, die Flugzeugnase vorher fertig zu stellen und beim Zusammenkleben des Rumpfes die Passung mehrfach zu
kontrollieren und zu korrigieren! So habe ich es bei der Luftwaffen-Magister dann auch gemacht. “Geht doch” :-)
Da ich das Cockpit von Anfang an offen darstellen wollte sollten die Klarsichtteile natürlich auch innen lackiert werden. Hierfür kopierte ich mir die
Bausatzmasken mit Hilfe von Tamiya-Tape und einer neuen Klinge des Bastelmessers -dies ging übrigens schneller und einfacher als es den Anschein hat- und
brachte es an den jeweiligen Innenseiten der Verglasung an. Für den kompletten Inneraum kam “Reifenschwarz” Gunze H77 zum Einsatz. Die bereits fertigen
Fahrwerksschächte wurden mit Stücken eines Küchenschwamms verschlossen.
Zur eigentlichen Lackierung mischte ich mir die Farben aus meinen vorhandenen Gunze und Tamiya Acrylfarben selbst. Meines wissens gibt es keinen
Hersteller, der akkurate RAL-Farben wie 7012 Basaltgrau, 6014 Gelboliv und 7001 Silbergrau im Sortiment hat. Grundiert wurde mit Gunze Mr.Surfacer 1000
white auf dem eine Vorschattierung mit dunklem Grau folgte. Die Tarnverläufe wurden wie üblich mit Patta-Fix realisiert. Mit Glanzlack als Untergrund für die
Decals (ein absolutes Highlight des Kits) war der nächste Schritt getan. Sehr Zeitaufwändig im positiven Sinne sind die Stencils, welche Andreas Klein von
Wingman Models zu 100% korrekt recherchiert und wiedergegeben hat. Den Abschluß machte ein dezentes Washing und Weathering...
Schlußbetrachtung:
Beim ersten Öffnen der Schachtel kommt es bei einem Wingman Models Kit grundsätzlich zum “Ahhh”-Effekt. So auch bei diesem Bausatz im Doppelpack. Das
was das Team um Andreas Klein und Ra´ Anan Weiss hier geschaffen haben ist wirklich beeindruckend und jeden Cent wert. So merkwürdig sich das jetzt
vielleicht anhören muß, aber dem positiven Ersteindruck steht leider ein klein wenig das Herzstück der Schachtel im Wege. Der eigentliche Spritzguß-Bausatz!
Hier hätte Kinetic bei weitem mehr rausholen können und müssen!
Müsste ich nach dem Bau eine Bewertung abgeben, so gingen 70% an die Kinetic Basis, jedoch satte 100% an den Wingman Models Part.
Meine Empfehlung: Für den fortgeschrittenen bzw. erfahrenen Modellbauer sehr empfehlenswert.
Am linken Lufteinlass bildet sich ein Spalt zwischen Bausatz und Resin-Teil.
Dies lässt sich leicht korrigieren. Verspachteln und mit der Microsäge (da es
sich um eine Rundung handelt) neu gravieren. Als Anlegehilfe dient ein Dymo-
Beschriftungsband.
Alles in allem hat der Bau dieses Doppelpacks sehr viel Spaß gemacht. Wenn auch die eine oder andere Kinetic-Hürde zu meistern war. (Siehe untem im
Baubericht). Ich hatte mich für einen Parallelbau entschieden, was es erforderlich machte mit erhöter Aufmerksamkeit beide Baupläne zu verwenden. Den
original Bauplan bietet Wingman Models übrigens auf der Produktseite zum Download an. Ansonsten lief das Verkleben der Teile
größtenteils unspektakulär ab. Vorsicht ist bei den Tragflächen geboten. Diese lassen sich in den Rumpfnuten um gut und gerne 15 Grad
vertikal verschieben! Hier empfielt es sich vorher das in “Nut und Feder” ausgeführte Schmetterlingsleitwerk zu montieren um einen
zusätzlichen optischen Anhaltspunkt zu haben. Mit der Nase hatte ich so meine liebe Mühe. (Ohne Flüche und dem Formenbauer etwas an
den Hals zu wünschen ging es in diesem Bauabschnitt nicht). Überspitzt gesagt, versuchen Sie mal ein Oval und einen Kreis zu verbinden!
Bei meinem zweiten Modell (Luftwaffen-Fouga) merkte man sofort, das Wingman Models ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Trotz des
erheblich aufwändigeren Cockpits kann man hier von “das passt” sprechen. Ach ja, ich sollte noch erwähnen, dass ich den Bonus-Flieger
nicht unbedingt aus der Box gebaut habe. Die Wingman Models-Teile als Vorbild habe ich das Kinetic-Cockpit mit Teilen aus der Restekiste
und Drähten verfeinert. Hierbei war das beigelegte Walkaround des Superkits eine große Hilfe...
Bildergalerie: