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Museum der Luftschlacht
über dem Erzgebirge
am 11.9.1944 in Kovářská / Schmiedeberg
Man schreibt den elften September des Jahres 1944. Das Bergdorf Kovářská
in der Nähe der ehemaligen tschechisch - deutschen Grenze erwacht
langsam zu einem alltäglichen Tag im Krieg. Die Kinder gehen langsam zur
Schule, die Erwachsenen beginnen sich um ihre täglichen Angelegenheiten
zu kümmern. Der Sommer scheint vergangen zu sein und die Sonne zeigt,
wie schön der Beginn des Herbstes hier auf den Höhen des Erzgebirges sein
kann.
Etwas früher als in Kovárská, weit entfernt an der Ostküste Englands, erwacht
auch die 139. Einheit der 8. Fliegerarmee der Vereinigten Staaten, die in
Thorpe Abbotts stationiert ist, zum Leben. So entfernt die Orte auch von
einander sind, so scheint es doch als hätte das Schicksal vorausbestimmt,
dass sie an diesem Tag etwas gemeinsames haben.
An diesem kühlen englischen Morgen erwachen auch 108 Flieger, die am
Nachmittag dieses Tages vom Einsatz nicht nach Thorpe Abbotts
zurückkehren. Für mehr als 50 dieser jungen Männer soll dieser Morgen ihr
letzter sein...
Das Museum der Luftschlacht über dem Erzgebirge am 11.9.1944 wurde im Jahr 1996
gegründet, 18 Monate bevor es für die Öffentlichkeit eröffnet wurde. Im Hintergrund steht
eine mehr als 12 Jährliche Dokumentation und Forschungsarbeiten der Flughistorischen
Gruppe Kovářská und der Gruppe SLET Pilsen. Der dritte Mitbegründer des Museums wurde
die Gemeinde Kovářská, welche die Räumlichkeiten zu Verfügung stellte.
Im tschechischen Kovářská, unter der Adresse Albert E. Trommer Str. 696, befindet sich, in einem eher unscheinbaren Gebäude, ein Museum, welches die
Geschichte einer Luftschlacht die Schicksale und Tragödien der Piloten und Besatzungen erzählt. Die Rede ist vom “Museum der Luftschlacht über dem
Erzgebirge am 11.9.1944”. An diesem schicksalhaften Tag im September begegneten
sich an der deutsch - tschechischen Grenze ein Flugzeugverband B-17G Flying
Fortress von der 100. Bomber Gruppe (The Bloody Hundredth) die der 3. Bomber-
division angehörten, begleitet von Jägern P-51 Mustang der 55. und 339. Jäger-
gruppe der 8. USAAF und ein Flugzeugverband Deutscher Abfangjäger Bf 109
und Fw 190 von der II. (Sturm) und III. Gruppe Jagdgeschwader 4. Es kam
zu heftigen Kämpfen, bei denen mehr als 50 Maschinen abstürzten. Auf
Grund der heftigen Kämpfe stürzte die Mehrheit der Flugzeuge auf sehr
kleinem Gebiet des deutsch tschechischen Erzgebirges ab. Dieser sonnige
Septembertag hat sich in die Geschichte als Schwarzer Montag über
dem Erzgebirge eingeschrieben.
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Unten:
Die beiden Gründer des Museums, Jan Zdiarský (links)
und Petr Frank (rechts), vor den Vitrinen im großen Aus-
stellungsraum. Prinzipiell wurde das einstöckige
Gebäude komplett in ein Museum verwandelt. Ange-
fangen vom Eingangsbereich mit Treppenhaus, bis hin
zu den kleinsten Räumen, wurde wegen der ständig an-
wachsenden Sammlung jeder freie Platz für Artefakte,
Wrackteile, Ausrüstungsgegenstände und historische
Dokumente belegt.
Mittag der elfte September
Neunzehnhundertvierundvierzig.
Der Himmel über dem Kamm
des Erzgebirges ist übersät mit Feuer,
Fallschirmen und brennenden Trümmern
explodierender Flugzeuge. Viele, in großen
Umdrehungen heulende Flugzeugmotoren,
schießen von Bordwaffen,
Resolut, mutig und entschlossen.
Verderben und Tod.
Schreie des Grauens, stöhnen
die Verletzten, schweigen der Toten.
So war die Luftschlacht am zweiten
Montag im September des Jahres 1944 über
dem böhmischen-sächsischen Erzgebirge.
Zwanzig oder dreißig Minuten,
und es blieben nur auf fünfzig
zum Himmel steigende Rauchwolken
die ersten und auf lange Zeit letzten,
Denkmäler denen, für die Mut,
Entschlossenheit und das Pflichtgefühl
keine leeren Begriffe waren.
Zwanzig oder dreißig Minuten, in denen
über achtzig junge Leben erloschen.
In jedem von ihm war ein Stück Ikarus.
Sie starben in einer großen Luftschlacht,
die im Grunde genommen nur eine kurze
Episode eines unsinnigen Krieges war.
Zwanzig oder dreißig Minuten, die sich
nie mehr wiederholen dürfen.
In schier unzähligen Arbeitsstunden und nicht enden wollender Recherchearbeit
entwickelte sich im laufe der Jahre ein genaues Bild der damaligen Geschehnisse.
Bodenfunde, Modelle und Nachlässe wurden in historischen Kontext gesetzt und
unterstützen den geschichtlichen Hergang in anschaulicher Weise.
Unten:
Es wartet noch viel Arbeit auf das Team. Neueste Boden-
funde von den Absturzstellen brachten viele weitere
Wrackteile ans Tageslicht die auf eine Zuordnung warten.
Weitere Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen finden Sie hier: museum119.cz/geschichte-de
Öffnungszeiten und allgemeine Informationen: museum119.cz/provozni-informace-de
Die 52-seitige Broschüre “Schwarzer Montag über dem Erzgebirge” von J.Zdiarsky mit allen
Informationen, Daten und historischem Fotomaterial ist in drei Sprachen direkt über das Museum
zu erhalten.
Es ist wirklich erstaunlich, was das Team um Jan Zdiarský und Petr Frank hier geleistet hat.
Die geschichtliche Aufarbeitung dieser Tragödie leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis
der damaligen Ereignisse und ist gleichzeitig als Mahnung gegen solch sinnlose und
unmenschliche Aufführungen auf der politischen Bühne gedacht.
Dieses Museum kann ich jedem zeitgeschichtlich und technisch interessierten Menschen
nur wärmstens empfehlen. In regelmäßigen Abständen werden auch Veteranen-Treffen auf
dem Gelände des Museums organisiert. Bei Interesse, siehe Link oben.
Mein herzlicher Dank für einen sehr interessanten und aufschlussreichen Tag
richtet sich an Jan Zdiarský und Petr Frank.
Thomas Schneider
Januer 2016
Textauszüge und Titelfoto: museum119.cz
Prolog aus “Schwarzer Montag über dem Erzgebirge”