© Thomas Schneider  originalundmodell.de  2014    V1.12
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Diese Seite beinhaltet folgende Themen: Aktuelle Luftfahrzeuge Museumsexponate Kurioses für den Modellbauer Im Detail (walk arround)
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Heutzutage kommt man als ernstzunehmender Modellbauer an den hochqualitativen Modell- und Zubehörprodukten un- serer tschechischen Nachbarn kaum mehr vorüber. Möchte man dem aktuellen Modellprojekt den letzten Schliff in Sachen Detaillierung verleihen, oder ganz einfach ein Modell schaffen, das sich von der Masse abhebt, so wird man üblicherweise und zuallererst in den Sortimenten der Firmen mit Sitz in Most, Prag oder Obrnice nachsehen. Viele unter uns Modellbauern kennen diese Firmen bereits seit Jahren, bzw. besuchen diese regelmäßig an ihren Verkaufs- und Promoständen an- lässlich der führenden Modellbauausstellungen und Messen. Man kennt sich sozusagen! Doch was steckt hinter den Produkten dieser Firmen? Wie werden diese recherchiert, umgesetzt und produziert? Diese und ähnliche Fragen beschäftigt die Gemeinde der Modellbauer -und hier nicht nur die Enthusiasten- seit langem. Einer der wichtigsten Lieferanten für den Flugzeug-Plastikmodellbau ist die Firma Aires aus dem eben bereits erwähnten Most, im Nordosten der Tschechischen Republik. Unter dem Label Aires, welches bereits durch den Namen eine eindeutige Zuordnung der Zubehörlinie zulässt, werden nicht nur komplexe Upgrades und Korrektursets angeboten. Zusätzlich zur blauen Aires- Linie werden auch "QuickBoost", im Prinzip hochdetaillierte Austauschteile ohne Notwendigkeit einer Bauanleitung, "Wheelliant", was sich ebenfalls dem Namen entsprechend mit Flugzeugrädern und deren Arretierung am Boden beschäftigt und "AeroBonus" angeboten. Bei letzterem handelt es sich um Ausschmückungs- bzw. Ausrüstungs- gegenstände, welche erfahrungsgemäß nicht nur den Dioramenbauer begeistern. Ing. Stanislav Riegr, Geschäftsführer und Firmengründer von Aires spol. s.r.o. stand originalundmodell.de für ein Interview Rede und Antwort.
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Für komplexe Zurüstteile führt kein Weg an modernem CAD-Design vorbei. Am Beispiel des neuen 1/32er “electronics & ammunition bay”- Sets für den F-104G/S Starfighter erklärt Herr Riegr die Abläufe, von der Recherche bis hin zum 3D-Druck.
Herr Riegr, herzlichen Dank für die Einladung hier nach Most in ihr Unternehmen. Man hat ja als Außenstehender immer eine gewisse Vorstellung, wie denn die Produkte, die man so gerne verbaut, entstehen könnten. Beim ersten Rundgang konnte ich nun zweifelfrei feststellen, dass sich die meisten Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter nicht allzu sehr von meiner eigenen Modellbauwerkstatt unterscheiden. Welche Verfahren setzen Sie in der Produktion ein? “In erster Linie ist natürlich handwerkliches Können und die Leidenschaft zum Detail unserer Mitarbeiter oberstes Gebot. Und genau dies vermitteln auch die einzelnen Arbeitsplätze des Musterbaus. Für unsere Produkte verfolgen wir eine zweigleisige Vorgehensweise. Zum einen werden die "Master" in reiner handwerklicher Manier aufgebaut, was auch in Zeiten der 3D-Druck-Technologie bei vielen Projekten zeit- und kostensparend ist. Beispielsweise werden viele Korrekturteile, wie etwa Klappen und Steuerflächen, aber auch unsere Figuren in Handarbeit aufgebaut. Zum anderen kommt für komplexe Cockpitsets, Räder oder Schächte und Bays natürlich der CAD 3D-Druck zum Einsatz. Die Figuren Ihrer Produktlinie stammen aus Handarbeit? Ja, mein Mitarbeiter Zdenek Flegl, einer der begnadetsten und bekanntesten Modellbauer hierzulande, zeichnet hierfür verantwortlich. Lassen Sie mich bitte die für uns Modellbauer interessanteste Frage stellen. Wie kam es zur Firmengründung von Aires? Nun, diese Frage ist einfach, aber auch mit einem weinenden Auge zu beantworten (lacht). Bis 1995, also auch während meiner Studienzeit zum Luftfahrzeugingenieur war auch ich begeisterter Modellbauer. In dieser Zeit kam ich erstmals mit den innovativen Produkten des Francois Verlinden in Berührung. Dieses Zubehör war zur damaligen Zeit höchst erstaunlich, für meine Begriffe aber vielfach nicht zu Ende gedacht oder hatte in Sachen Qualität noch Potential nach oben. Mein Interesse war geweckt und so "studierte" ich -neben meinem Gang zur Uni- auch die Herstellungs- methoden und Verfahrensweisen der damals bekannten Zubehör-Hersteller. Der Gedanke an eine Verbesserung, sowie die Suche nach neuen Materialien ließ mich nicht mehr los und gipfelte 1995 in der Gründung der Firma Aires. Zwischenzeitlich mit dem Ingenieursstudium fertig, schlug ich einen Praktikumsplatz, bei McDonnell Douglas in den USA, aus privaten, familiären Gründen aus. Somit konzentrierte ich mich nun in Vollzeit auf die neue Firma und begann in größerem Stil zu produzieren.
Aus dem Firmenrundgang und den Ausführungen der Herren Riegr lässt sich zweifelsfrei feststellen, hier wird nicht nur von Modellbauern für Modellbauer produziert, auch die Liebe zum Detail und ein gehöriges Maß an Enthusiasmus stehen spürbar im Vordergrund. Für den äußerst interessanten Tag bedanke ich mich recht herzlich bei Herrn Ing. Stanislav Riegr und bei Herrn Petr Herrmann für die Organisation. Ich wünsche Aires auch weiterhin größtmöglichen Erfolg und bin gespannt auf die kommenden Neuheiten. Thomas Schneider August 2016
Habe ich das richtig verstanden, Sie haben bereits während Ihrer Studienzeit Modellbauartikel entwickelt? Ja, aber natürlich konnte ich dies aus zeitlichen Gründen nicht alleine. Meine damalige Hilfe wurde später zum Geschäftsteilhaber. Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Aires derzeit? Zur Zeit beschäftige ich 12 Mitarbeiter. Zu Anfangs, wie eben erwähnt, als Ein- bzw. Zweimannbetrieb, musste ich mit zunehmenden Erfolg auch die Personalstärke erhöhen. Gibt oder gab es Kooperationen mit anderen Firmen? Sicherlich, anfänglich bestanden Kooperationen mit Eduard und Jiri Silhanek, dem Gründer und Herz der Firma Special Hobby. Wie wurde in der Anfangszeit der Vertrieb ihrer Produkte abgewickelt... Hier kommt nun Petr Herrmann, der jetzige Teilhaber und Marketingchef, von Special Hobby ins Spiel. Damals eröffnete er, ebenfalls ganz neu, die Distribution Aeromodel in Deutschland und ermöglichte mir für die ersten beiden Jahre ein breites Kundenklientel zu erreichen, worüber ca. 60% der Artikel liefen. Aires und Aeromodel wuchsen sozusagen zusammen auf. ...und wie sehen Sie die derzeitige Verteilung? Bis vor etwa 4 Jahren wurden 60-70% der Artikel in Europa verkauft, wobei der Löwenanteil, auch wieder ca. 70%, über Hannants in England lief. Der Rest verteilte sich, mit dem Hauptaugenmerk auf die USA. Inzwischen sind auch Handelspartner in anderen europäischen Länder, wie z.B. Italien, stark am zunehmen, so dass der Vertrieb über Hannants derzeit nur noch bei 50% liegt. In Deutschland ist unser stärkster Partner Glow2B. Wie sehen Sie die Zukunft des Plastikmodellbaus? Keine Frage, in Europa sehe ich noch eine Zukunft für dieses Hobby. Zwar vielleicht in anderer Form als bisher, aber dennoch eine Zukunft. Seit über 20 Jahren reise ich jedes Jahr in die USA und muss feststellen, dass sich der Modellbau dort deutlich von dem hier unterscheidet. Dem Nachwuchs mangelt es nirgends so sehr wie dort! Auf Ausstellungen und Messen sind es seit diesen Jahren immer wieder die gleichen Personen, inzwischen ein Hobby von alten Männern! (lacht)
Planen Sie neben Aires, QuickBoost, Wheeliant und Aerobonus eine weitere Produktline für die Zukunft, bzw. gab es da nicht mal eine Militärlinie im Sortiment? Zu Ihrer ersten Frage: Ja, dies ist allerdings noch im Projektstadium. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich darüber noch nicht sprechen. Auch das ist Richtig, wir hatten eine Produktlinie (Calibre) welche sich ausschließlich mit Militärmodellen beschäftigte. Nach dem plötzlichen Tod unseres Kollegen David Bilek wurde diese aber nicht mehr weitergeführt und lief wegen mangelnder Expertise aus. Man hört ab und zu einmal von Produkten aus Ihrem Hause, wie etwa Cockpitsets, die nicht richtig passen sollen. Woran kann dies liegen? Wie ich mich eben selbst überzeugen konnte, sind Ihre Produktionsmethoden mehr als nur akkurat! Nun, dies ist hier im Hause bekannt, und lag an einer großen Lieferung Kunstharz aus Frankreich, die Spezifikationen (z.B. Schrumpfungsfaktor) entsprachen keineswegs dem erwarteten. Leider wurde das ganze Ausmaß erst sehr spät bemerkt und konnte nicht mehr korrigiert werden. Für die Produkte der letzten 3 Jahre ist dieses Thema aber definitiv vom Tisch und jeder unserer Artikel entspricht hundertprozentig unseren Qualitätsansprüchen. Betroffene Kunden mögen sich bitte bei unserem Support melden. Kann ich Ihnen zum Abschluss vielleicht noch einige Informationen entlocken, worauf sich unsere Leser für die nächsten Monate besonders freuen können? Nun, Aires plant gar nicht so weit voraus. Wir analysieren ständig den Markt und regieren relativ kurzfristig auf Modellneuheiten, aber auch auf Kundenwünsche. Lassen Sie sich überraschen! Herzlichen Dank Herr Riegr für dieses informative Gespräch.
Oben: Aus einer modernen Produktion nicht mehr wegzudenken: 3D- Drucker zum Erstellen der Urmodelle. Unten: Die Repro-Vorlagen aus dem 3D-Drucker werden kontrolliert und für die Vervielfältigung freigegeben. Hier: 4670 L-29 Delfín Cockpit-Set
Die verkaufsfertigen Teile des neuen 1/48er Sets für die L-29 machen einen überaus überzeugenden Eindruck!
Unten: Natürlich darf der Blick in die “Hexenküche” (die Resin-Produktion) nicht fehlen.
Unten: Die Arbeitsplätze für den klassischen Musterbau erinnern vielmehr an eine Feinmechanikerwerkstatt.
Ein Streifzug durch die verschiedenen Lagerräume unterstreicht einmal mehr die Erfolgsstory hinter dem Aires-Label!
Unten: Aires Mitarbeiter Zdenek Flegl, unter anderem verantwortlich für die Figuren,  präsentiert uns eine Auswahl seiner Projekte. …
… Gerade bei den Dioramenbauern sind diese Figuren mit ihren realistischen Posen sehr beliebt. Doch auch andere Projekte tragen seinen Namen: Der schwere WWI Bomber G.V. von Hippo Models in 1/48 stammt aus seiner Feder und wird über Aires vertrieben.