© Thomas Schneider  originalundmodell.de  2014    V1.12
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von Andreas Borsos
Teil 2
Einige Details wie der Auspuff und der Oberflügelkühler werden noch vor dem Anbau zusammengesetzt und lackiert, dem Kühler liegt ein schöner geätzter Grill bei. Die Montage von Auspuff und Kühler gestaltet sich problemlos, wenn man die Zylinder mit den Auspuffrohren durch kurze Drähte verstiftet. So passt der Bausatzauspuff auch an den etwas größeren Pavla-Motor.
Die Bewaffnung stammt von Karaya für das nach vorne feuernde Spandau MG (wobei hier ein älteres MG 08 korrekter wäre als das neuere MG 08/15...) und von Gaspatch für das Spandau MG auf dem Drehkranz. Die Munitionstrommel wiederum wurde einem weiteren Karayaset entnommen, da ich die Trommel fast leergeschossen darstellen wollte. Der leere Patronengurt wurde mit Alufolie dargestellt, der Unterbrechermechanismus am Spandau MG mit Plastikprofilen. Die Kühlleitung besteht aus Kupferdraht. Ich habe auf den Anbau eines Oberflügelzusatztanks verzichtet, da dieser dem Bausatz nicht beiliegt und längst nicht alle Maschinen damit ausgerüstet wurden. Allerdings habe ich die Verschmutzung durch Treibstoff mit Ölfarbe immitiert, als ob der Tank ab und an eingesetzt würde und seine Spuren hinterließ. Generell, wer in Sachen weathering bei diesen alten Kisten etwas großzügiger ist, schießt nicht so schnell über das Ziel hinaus. Man sehe sich hier beispielsweise einmal ein paar Aufnahmen im Internet an, die von Repliken stammen, welche in Neuseeland von The Vintage Aviator geflogen werden: Obwohl diese Nachbauten nur wenige Flugstunden in der Luft sind und von Liebhabern gehegt und gepflegt werden (anstatt im Kriegseinsatz zu stehen), haben Öl-, Benzin- und Dreckrückstände erstaunlich sichtbare Spuren hinterlassen.
Aber auch alles Hinauszögern mit intensiven Weathering-Praktiken erspart schließlich eines nicht: Die Verspannung dieser alten Kisten: In kleine vorgebohrte Löcher werden dünne Ösen aus Kupferdraht gesetzt, durch die dehnbares Garn (ich schwöre hier wieder auf die Produkte aus dem Hause Uschi van der Rosten) gefädelt werden können. Messingröhrchen, abgelängt auf 2–3mm, stellen hierbei die Spannschlösser dar. Zuletzt wurden die Spanndrähte mit Wischsilber von Vallejo eingefärbt (von flüssiger Farbe rate ich hier ab: zu schnell spritzt etwas auf die Modelloberfläche!). Damit wäre eigentlich der Bau abgeschlossen gewesen, wenn nicht der Erbauer auf die Idee gekommen wäre, dass den Tragflächen ein wenig matter Klarlack gutgetan hätte. Da ich ansonsten stets den Sprühlack von Gunze verwende, der satt aus der Düse kommt, dann aber wunderbar glatt und dünn auftrocknet, wunderte ich mich zunächst nicht, dass auch das Konkurrenzprodukt, das ich mangels
Gunzelack verwendete, recht satt auf den Flügeln aussah. Lektion Nummer 1 im Modellbau: Probiere niemals ein Dir unbekanntes Produkt am fast fertig- gestellten Modell aus! Der Klarlack reagierte völlig anders, als gewohnt und griff die Oberfläche der Flügel an. Das Finish war ruiniert:
Hier gab es nur zwei Möglichkeiten: Ab in die Tonne oder eine chirurgische Notoperation. Das befallene Ruder wurde radikal abgetrennt und entlackt. Übung macht den Meister und wer gedacht hat, dass die Rekonstruktion des oben geschilderten Flügelfinishes erheblich schneller über die Bühne ginge, da nun ja nur eine kleine Fläche betroffen war, der verliert aus den Augen, dass die Trockenzeit der Produkte stets dieselbe bleibt. Den betroffenen unterflügel abzumontieren, versuchte ich um jeden Preis zu vermeiden, zu lange hatte die mühselige Verspannung gedauert. Hier entfernte ich nur die Rippenbänder, überschliff die angegriffenen Stellen vorsichtig und lackierte über scharf abgeklebte Bereiche mit einem Beige nach, das der Flügelfarbe nahe kam. Danach wurden die Rippenbänder ersetzt und die Unterflügel noch etwas mehr gealtert, als es ursprünglich geplant war.
Ein weiteres Mal wurde mir bewusst, welche Vorteile es auch pädagogischer Natur mit sich bringen kann, wenn man in einem separaten Bastelkeller seinem Hobby nachgeht. Denn die Flüche und Verwünschungen, die in dieser Phase von den Wänden widerhalten, wären definitiv nichts für Kinderohren gewesen. Zum Schluss war dann doch alles weitgehend wiederhergestellt und ich stellte dem Modell eine Figur aus dem Hause The Fusilier an die Seite, deren melancholisch-nachdenkliche Haltung mir schon immer gefallen hatte und die sehr gut zur Szene am 3. April 1916 nach der Landung passte: Der Tote war bereits geborgen worden, auch hatte man dabei natürlich Kamera und Fotoplatten bereits entfernt. Nur der Pilot, Vizefeldwebel Becker, starrt noch im Schock auf die Spuren, die vom Luftkampf übrig blieben.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich dieses Projekt zwar nicht genauso leicht hatte realisieren lassen, wie das vorangegangene, viele Probleme, wie das ruinierte Finish, waren jedoch durchaus hausgemacht. Der Special Hobby Kit lässt sich mit ein paar Tricks und Kniffen zu einem durchaus herzeigbaren Modell bauen, das der Jury auf den Fürstenfelder Modellbautagen 2016 sogar einen zweiten Platz in der Kategorie „Flugzeuge, Maßstab 1/48“ wert war. Es ist wirklich bedauerlich, dass man den Bausatz nicht häufiger sieht. Aber führt der Bau von Doppeldeckern an sich bereits ein Nischendasein im Modellbau, werden dort die Zweisitzer auch noch viel zu häufig von den bunten Jagdmaschinen verdrängt – zu unrecht, wie festzuhalten ist! ANDREAS BORSOS
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