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Eduard´s Novemberfest 2014 Informationen, Spaß und ein ungewöhnlich tiefer Blick hinter die Kulissen des tschechischen Herstellers. Ein Bericht von Thomas Schneider
Novemberfest! Ein Begriff der sich in der Plastik-Modellbauszene inzwischen ebenso etabliert hat wie etwa die Bezeichnungen Weekend-Edition, Royal Class oder Profi Pack. Am letzten Novemberwochenende dieses Jahres veranstaltete der tschechische Hersteller bereits zum zweiten mal seinen “Tag der offenen Tür”. Wie man an den Kennzeichen der geparkten Fahrzeuge unschwer erkennen konnte, wurde die Einladung neben dem Großteil an tschechischen Besuchern auch von Enthusiasten aus den europäischen Nachbarländern gerne angenommen. Ein Kontingent aus 144 Plätzen stand zur Verfügung, welches in 12 Besucher- gruppen aufgeteilt, hinter jede Tür des Betriebes blicken durfte. Sehr erfreulich war es, dass sich Petr Frank, Mitbegründer des “Museum der Luftschlacht über dem Erzgebirge am 11.9.1944”, für unsere deutschsprachige Gruppe als Simultanübersetzer zur Verfügung stellte. 
Die Registration und Einweisung (mit Kaffee und Kuchen) fand am Freitag ab 14 Uhr statt. Frau Petra Šolcová machte hier einen wirklich erstklassigen Job. Es war alles so organisiert, dass keinerlei Fragen offen blieben.  Hotelunterkunft, Bustransfer, Stadtkarten, Verpflegung, Sicherheitsunterweisung, Notfallhandy... An alles wurde gedacht. Danach stand bis 22 Uhr die Besichtigung des einige Kilometer entfernten Auslieferungslagers auf dem Programm. Natürlich mit Einkaufsmöglichkeit und ordentlichen Rabatten! Als Unterkunft konnte man bereits mit dem Bestellen der Karten eines von drei Hotels wählen. Die zwei nächstgelegenen in “Landeskategorie” und eines mit gehobenen Standard und etwas Fahrzeit. Die Übernachtung mit Frühstück in den erstgenannten kostete nicht einmal 15 Euro. Aber!! Wer nicht unbedingt Lust auf Abenteuer hat, sollte sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen in letzterem einzuchecken. ;-)
Am Samstag hieß es frühzeitig aufstehen (sofern man überhaupt ein Auge zu bekommen hatte). Der anschließende Tagesablauf war komplett durchgeplant und so starteten wir mit dem Frühstück um 7 Uhr im Hotel. Zwei Stunden später hatte die Tour bereits begonnen. Es galt in einem rollierenden System die verschiedenen Bereiche des Unternehmens zu besuchen. Wir starteten im Konferenzraum mit einem Vortrag zur Firmengeschichte, die Pläne und Aussichten durch den Firmeninhaber Vladimir Sulc. Die wichtigen Eckdaten wären hierbei die Gründung im Jahr 1989 und die Änderung zur GmbH drei Jahre später und die anfängliche Partnerschaft zum tschechischen Mitbewerber MPM. Eduard beschäftigt derzeit übrigens eine stolze Zahl von 100 festen und 20 freien Mitarbeitern! Eine größere Umstrukturierung ergab die Einführung von Stahl- bzw. später der Aluminium-Spritzgussformen in CAD-Technik. Hierdurch wurden die Mitarbeiter, welche sich bisher mit der Technologie und Umsetztung von “klassischen”  Kunstharzformen beschäftigten, “überflüssig”.  Aus der Not heraus entstand das BRASSIN-Programm, welches die Mitarbeiter weiter mit Arbeit versorgte. Dieses Resin- Zubehör hat sich inzwischen zu einem der wichtigen Eckpfeiler des Unternehmens entwickelt. Interessant war es auch einiges über Statistiken zu erfahren. So gehen 30% der Produktion in die USA und 25% decken den tschechischen Markt. Die Nachfrage bei Eduard Produkten ist bei den deutschen Modellbauern eher am anderen Ende der Meßlatte zu finden. Gerade einmal 4% der Bausätze und des Zubehörs gehen nach Deutschland! Letztendlich geht es auch um die ständige Beobachtung des Marktes. Die Verkaufszahlen der Mitbewerber sind durchaus mitentscheidend, welches Projekt realisiert wird. Gemäß der Eduard Philosophie werden Modelle von Flugzeugen umgesetzt, welche viele Geschichten und Geschichte haben. Einen Flop mit einem eher unbekannten Typ könne und möchte man sich in der Eduard-Familie nicht leisten,
 Als nächstes besuchten wir den Formenbau, welcher in den Kellerräumen untergebracht ist. Sehr ausführlich wurden alle Details bis zum fertigen Spritzguss-Werkzeug erläutert.
Unten: Beispiele “alter” Kunstharzformen. Diese wurden in einem komplizierten Verfahren hergestellt und tragen eine “bedampfte” Oberfläche. Bei den kupferfarbenen Stellen handelt es sich um Reparaturen und Änderungen an der Form.
Eine große Herausforderung bei dieser Technologie ist die Korrektur des Schrumpfungsfaktors.
Nachfolgend Beispieler aktueller Technologie. Die neuen Werkzeuge werden mit CAD gefräst. Feinste Oberflächendetails wie Gravurlinien oder Nietenreihen werden funkenerosiv hinzugefügt.
Interessantes Detail: In den Gänge, Fluren und Räumen stieß man immer wieder auf Originalteile. Links, unten: Das Balkenkreuz ist noch erkennbar. Dieses Teil diente einem tschechischen Züchter jahrzehntelang als Dach für einen Hasenstall. :-)
Ein weiterer Punkt des Events war die Herstellung eines Bausatzes. Eine F6F-5 in 1/72 mit speziellen Markierungsoptionen. Jeder Besucher hatte die Möglichkeit, die Maschinen und Geräte hierfür selbst zu bedienen. Na ja, es war wohl eher ein: “So, und jetzt drücken sie diesen Knopf und dann entnehmen sie ihr fertiges Teil..” Auf alle Fälle war es immens interessant, den Produktionsvorgang einmal aus der Nähe zu sehen. Den Eduard-Mitarbeitern kostete dies lediglich ein müdes Lächeln. War es doch eher ein langweiliges, fließbandähnliches Bedienen der Maschinen...
Oben: Das war wohl nix! Rechts: Entnehmen ihrer soeben produzierten Spritzrahmen
Kontrolle der soeben produzierten Teile...
Vollig unverständlich für die Eduard-Truppe war jedoch unser “Durchwühlen” der Ausschuß-Kisten..  :o)
Oben, rechts: Die Granulat-Mischanlage in Bauherrnoptik! Links: Essenziell wichtig für einen derartigen Betrieb ist die Neutralisation und Wasseraufbereitung. Ohne gesundheitsschädliche Stoffe, Säuren und Laugen ist die Herstellung eines Modellbausatzes nun mal nicht möglich.
Unser nächster Anlaufpunkt war die Entwicklung der Foto-Ätzteile. Im Prinzip wird hierfür alles an Referenzmaterial herangezogen, was irgendwie brauchbar erscheint. Nachdem man uns die einzelnen, zeitintensiven Schritte der Erstellung vorgeführt hat, ist es umso mehr erstaunlich, welchen hohen Ausstoß die Firma Eduard bei diesen Produkten hat.
Oben: Die Komponenten der Ätzteilanleitungen werden auf Papier gezeichnet und Strich für Strich in das Grafik-Programm übernommen. Leider habe ich es versäumt, die automatische Anlage mit der Säurebad- Strecke zu fotografieren. Unten und rechts: Beispiel eines fertigen, und von Säureresten befreiten Bogens, so wie er aus der Anlage kommt.
Oben: Eine Dusch- und Augenwaschanlage ist (wenn auch nicht besonders vertrauenserweckend) in diesem Bereich obligatorisch. Im übrigen mussten alle Besucher eine Sicherheitsunterweisung durchlaufen. Rechts: Die Ätzteilproduktion ist gut ausgelastet. Neben den eigenen Produkten arbeitet Eduard auch als Lohnhersteller für andere Modellbaufirmen. Aufträge ganz anderer Natur gehören ebenso dazu...
Einen Arbeitsgang weiter werden die Ätzteile bedruckt. Dies geschieht mit einem UV-Tintenstrahldrucker. Das UV-Licht lässt die Tinte in kürzester Zeit aushärten.
Durch die Verwendung eines Inkjet´s lässt sich nun auch der  Umstand der nicht immer ganz korrekten Grautöne bei den Cockpit-Sets erklären. Man arbeitet bereits an dem Problem.
Nach der wohlverdienten Mittagspause stand der Besuch der BRASSIN- Abteilung auf dem Programm. Hier wird mit mehreren Technologien gearbeitet. Der Musterbau in klassischer Scratch- Bauweise sowie die Erstellung mittels CAD-Programm und Umsetzung auf 3D-Druckern kommen hier zum Einsatz.
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